Abstract
„Bei einem Bilde sind wir gewohnt, dass es von einem Künstler geschaffen wird“, schrieb der Schweizer Gustav Ammann 1941. „An unserem Landschaftsbild arbeitet aber eine ganze Gruppe von Personen, Soldaten, Bauern, Förster, Bodenverbesserer u. a. Man macht sich heute noch gar keinen Begriff, was dieses ungeleitete Arbeiten an unserem Landschaftsbild bedeutet und wie bedeutend sich sein Antlitz verändern wird – sicher nicht zu seinen Gunsten. […] Wer übernimmt denn eigentlich heute die Verantwortung für diese gewaltigen Eingriffe und Veränderungen ästhetischer, aber auch klimatischer, biologischer und wasserbaulicher Art? Die Ämter? Genügt das? Ist hier jemand Massgebender dabei, der wirklich Erfahrung hat auch in Bezug auf Pflege und Gestaltung des Landschaftsbildes und der nicht nur an den technischen Nutzen denkt? Denn welcher Art sind diese Spezialisten? Doch reine Techniker, die das landschaftliche Idyll, ohne es überhaupt zu sehen, mechanisch perfektionieren nur unter dem Gesichtspunkt der Ratio.“ Ammann, späterer Generalsekretär der International Federation of Landscape Architects IFLA, war einer der ersten Gartenarchitekten im deutschsprachigen Raum, der sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges über „Das Landschaftsbild und die Dringlichkeit seiner Pflege und Gestaltung“ weitreichende Gedanken machte. Er forderte damals, dass vorrangig Landschaftsarchitekten die Verantwortung für die Gestaltung des Landschaftsbildes übernehmen sollten, weil nur sie die Landschaft als Gesamtheit im Blick hätten.
Im Internationalen Doktorandenkolleg „Forschungslabor Raum“ wird seit Jahren die Erfahrung gemacht, dass die tiefgreifenden Transformationsprozesse in der Landschaft – und die Stadt gilt selbstverständlich als Teil davon – nur in interdisziplinärer Kooperation bewältigt werden können. Keine Einzeldisziplin kann die Folgen dieser Veränderungen im Alleingang meistern, aber an Gustav Ammanns Forderung nach mehr Verantwortungsbewusstsein für die ästhetische Qualität des Landschaftsbildes hat sich dennoch bis heute nichts geändert – im Gegenteil.
Im Internationalen Doktorandenkolleg „Forschungslabor Raum“ wird seit Jahren die Erfahrung gemacht, dass die tiefgreifenden Transformationsprozesse in der Landschaft – und die Stadt gilt selbstverständlich als Teil davon – nur in interdisziplinärer Kooperation bewältigt werden können. Keine Einzeldisziplin kann die Folgen dieser Veränderungen im Alleingang meistern, aber an Gustav Ammanns Forderung nach mehr Verantwortungsbewusstsein für die ästhetische Qualität des Landschaftsbildes hat sich dennoch bis heute nichts geändert – im Gegenteil.
Original language | Undefined/Unknown |
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Title of host publication | Urbane Transformationslandschaften |
Subtitle of host publication | Urban Landscape Transformation |
Editors | Internationales Doktorandenkolleg Forschungslabor Raum |
Place of Publication | Berlin |
Publisher | Jovis |
Pages | 266–281 |
ISBN (Print) | 9783868593853 |
State | Published - 2016 |