Günther Grzimek - Architekt des Demokratischen Grüns. Der Münchner Olympiapark als zeitlose Gebrauchslandschaft

Sarah Pauli

Research output: Types of ThesisMaster's Thesis

Abstract

Die gegenwärtige Gesellschaft zeichnet sich durch Komplexität und ständigen Wandel aus. Veränderungen des Sozialgefüges durch demographische Prozesse und die auseinanderklaffende Schere zwischen arm und reich sind nur zwei Beispiele für den aktuellen Strukturwandel, der uns in vielfältiger Weise beeinflusst. Der Landschaftsarchitekt wird zum Generalisten für die Bewältigung zahlreicher Problemstellungen, da Grünflächen als Sozialräume enorm an Bedeutung gewinnen.
Die Wiederentdeckung des sozialen Aspekts von Freiräumen birgt die Möglichkeit einzelne Gegenwartsaufgaben unserer pluralistischen Gesellschaft in eben diesen zu bewältigen. Als Ort der Entfaltung, der Mehrgenerationenbegegnung und der Integration können wertvolle Stadträume entstehen. Für die Bewältigung dieser anspruchsvollen Planungsaufgaben muss kein neuer Parktypus entworfen werden, wie aktuelle Ausschreibungen fordern. Es kann mit bewährten Methoden reagiert werden.
Die genauere Betrachtung gut funktionierender, bereits bestehender Grünräume ermöglicht einen Erkenntnisgewinn, der Lösungsansätze für aktuelle Entwicklungen beherbert. „Aus Geschichte lernen“ als legitime Praktik kann auch in der Landschaftsarchitektur angewandt werden. In diesem Fall wird das Leben und Wirken des Kasseler Landschaftsarchitekten Günther Grzimek am Beispiel seiner Planung des Münchner Olympiaparks genauer untersucht. Günther Grzimek als Architekt des Demokratischen Grüns war, trotz seiner geringen Prominenz, nicht nur einer der fortschrittlichsten Landschaftsarchitekten seiner Zeit, sondern auch Sozialarbeiter für Mensch und Landschaft. Das Gestaltungsrepertoire wird am Beispiel des Münchner Olympiaparks auf seine zeitlose Gültigkeit und Einsetzbarkeit hin überprüft. Die Entschichtung des Münchner Grünraums erlaubt ein Herausarbeiten der Grzimekschen Gestaltungsprinzipien. Diese werden in den zeitlichen Kontext gesetzt, auf ihre Ursprünge untersucht und bewertet. Was lässt sich anhand der singulären und dialektischen Betrachtung der spezifischen Aspekte des Olympiaparks eruieren? Sind die Grundprinzipien Grzimeks auch heute noch anwendbar?
Trotz zahlreicher Veröffentlichungen und Vorträge genoss Grzimek nicht den selben Bekanntheitsgrad wie andere Zeitgenossen seiner Profession. Dennoch ist er einer der wichtigsten Vertreter der Landschaftsarchitektur der Nachkriegszeit und setzte als Reformer neue Maßstäbe in Praxis und Theorie seines Fachs. Als Vertreter des sozial-pragmatisch orientierten Lagers bereitete er den Weg für eine nutzerorientierte, funktionale und objektivierte Planung. Durch ein verändertes Gesellschaftsbild, neues Stadt-Land-Verständnis und die anwaltschaftliche Vertretung der Bürger bei Neugestaltungen, entwickelte er den nutzerbezogenen Funktionalismus, der zur Grundlage aller Grzimekschen Planungen wurde. Der Kasseler Landschaftsarchitekt setzte sich für „die Besitzergreifung des Rasens“ mithilfe der Leitbilder des „Leistungsgrüns“ und der „Gebrauchslandschaft“ ein. Genannte Modellentwürfe beherbergen Antworten auf gegenwärtige Herausforderungen der Stadtentwicklung. Diese Lösungsansätze werden herausgestellt, Hintergründe aufgezeigt und dem Leser in strukturierter Form präsentiert.
Original languageGerman
QualificationMaster of Science
Supervisors/Advisors
  • Weilacher, Udo, Supervisor
StatePublished - 2012
Externally publishedYes

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