Aufgabe von informatischer Bildung ist es, Schüler:innen dazu zu befähigen, als mündige Bürger:innen eine informierte Entscheidung zu treffen – insbesondere bzgl. der Nutzung digitaler Systeme im Alltag (informierte Nutzungsentscheidung):
Obwohl bei vielen digitalen Systemen, wie bei verschiedenen Sozialen Netzwerken, Smart Home-Systemen oder Zahlungsmethoden, die Funktionen nahezu gleich erscheinen, bestehen grundlegende Unterschiede in Funktionsweise und deren Auswirkungen für die Gesellschaft und den Nutzenden selbst.
Um nun eine informierte Nutzungsentscheidung zwischen mehreren solchen Systemen treffen zu können, muss aus den verfügbaren Alternativen basierend auf den eigenen Zielen und Werten ausgewählt werden.
Hierfür braucht es informatische Kompetenzen, wie das folgende Beispiel zeigt: Möchte man sich zwischen mehreren Social Media Diensten entscheiden, kann man viele verschiedene Ziele und Werte in Betracht ziehen. Wem zum Beispiel Freiheit und Unabhängigkeit bei solchen Diensten besonders wichtig ist, dem reicht es nicht bloß auf das Design oder die Nutzungserfahrung zu achten: Es muss geklärt werden, wer Zugriff auf persönliche Daten hat, wer Inhalte löschen und Nutzer bannen kann, also schlussendlich, wer die Macht in diesem System hat und ob man ihm vertrauen kann. Um diese Fragen beantworten zu können, wird Wissen über Datenspeicherung, Verschlüsselung, aber auch die Architektur des Systems und den Betreiber benötigt.
Bisher liegt der Fokus informatikdidaktischer Forschung darauf, wie digitale Systeme erklärt, sich vorgestellt oder deren Folgen beurteilt werden - jedoch aber nicht, wie dieses Wissen angewendet wird um Entscheidungen zu treffen.
Im Rahmen dieses Projektes wird daher untersucht, welche Rolle informatischer Bildung für das Treffen von informierten Nutzungsentscheidungen bezüglich digitaler Systeme spielt, vor welchen Hindernissen Schüler:innen bei der Anwendung informatischer Kompetenzen im Entscheidungsprozess stehen und wie informatische Kompetenzen für das Treffen von informierten Entscheidungen gefördert werden können.